Geschichte
- 1754
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- Obersteuereinnehmer Friedrich Wilhelm Graf von Brühl errichtete das Schloss in nur zweijähriger Bauzeit.
- Es diente ursprünglich als Jagd- und Lustschloss, dadurch entstanden großzügige angelegte Park's und Gärten im Umfeld.
- Der französische Garten wurde an der Südseite des Schlosses mit zierlich verschnittenen Hecken, Bosketts, lauschigen Plätzchen und Springbrunnen angelegt.
- Glänzende Feste und Parforcejagden wurden in dieser Zeit in Martinskirchen gefeiert.
- 1764 - 1795
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- Brühl's Besitznachfolger waren die beiden Söhne Hans Moritz und Heinrich Adolf. Nachdem der letztere die Mündigkeit erlangt hatte, erfolgte zwischen den Brüdern eine Vermögensauseinandersetzung.
- Der ältere Bruder Hans Moritz erhielt Martinskirchen. Der jüngere Bruder Adolf erhielt Bedra im Kreise Merseburg. Wartenburg im Kreise Wittenberg blieb im gemeinsamen Besitz.
- Hans Moritz Graf von Brühl studierte in Leipzig von 1750 – 1754, wo er in Christian Gellert einen väterlichen Freund fand. Die Beiden standen über viele Jahre in engem brieflichen Kontakt.
- 1755 übernahm er im Alter von 19 Jahren in Paris diplomatische Aufgaben und unterstützte seine Landsleute, die während des 7-jährigen Krieges – Zuflucht bei ihm nahmen.
- 1759 ging er nach Warschau.
- 1764 wurde Hans Moritz Graf von Brühl Churf. Sächs. Gesandter am Großbritannischen Hofe zu London.
- Hans Moritz Graf von Brühl war in England als John Maurice, Count of Bruhl bekannt.
- 1765 wurde Brühl Mitglied der Royal Society (deutsch Königliche Gesellschaft).
- Hans Moritz Graf von Brühl war zweimal in England verheiratet.
- 1794 baute er ein kleine Sternwarte in seiner Villa in Harefield.
- Hans Moritz Graf von Brühl war beteiligt im Jahr 1778 an der Bestimmung der Breiten- und Längengrade von Brüssel, Frankfurt , Dresden und Paris. Er war ein beliebter, in der Presse oft erwähnter Förderer von Kunst und Wissenschaft
- Er war Diplomat, Wissenschaftler und einer der berühmtesten Schachspieler seiner Zeit.
- Martinskirchen war von 1764 - 1795 an die Landwirte Dietze und Schurig verpachtet.
- 1795
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- Der Ausbruch des 7-jährigen Krieges (1756 – 63) und der damit verbundene wirtschaftliche Niedergang Sachsens führten dazu, dass das Schloss Martinskirchen schon kurz nach seiner Fertigstellung seinen ursprünglichen Zweck als Landsitz und Lustschloss verlor. Durch den 7-jährigen Krieg war der Adel geschwächt und konnte so seine großen Besitztümer nicht mehr halten. Hans Moritz von Brühl war kaum noch in Martinskirchen – er verpachtete seinen Besitz von 1764 – 1795. Martinskirchen war mittlere Weile auch mit hohen Hypotheken belastet.
- Hans Moritz Graf von Brühl verkaufte die gesamte Herrschaft Martinskirchen am 29. Mai 1795 für 153 000 Taler an den Churf. Sächs. Kammerkommissar und Holzhändler Andreas Christoph Stephann in Torgau.
- 1800
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- Im Jahre 1800 verkaufte Andreas Christoph Stephann den gesamten Besitz von Martinskirchen an seinen einzigen Sohn, den 25jährigen Studenten beider Rechte zu Leipzig, Johann Andreas Christoph Stephann.
- 1825
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- Johann Andreas Christoph Stephann leistete Bedeutendes als Bauherr, als Landwirt und im Dienste des Staates.
- Die Nutzung der Güter trat zu diesem Zeitpunkt in den Vordergrund.
Er beseitigte den französischen Garten und erbaute an dessen Stelle
den geräumigen Wirtschaftshof. An Stelle des bisherigen Wirtschafshofes
ließ er einen kleinen Park anpflanzen.
- 1848
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- Johann Andreas Christoph Stephann trat Martinskirchen
an seinen Sohn Franz Theodor Stephann ab.
- 1877
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- Im Jahre 1877 ließ Franz Theodor Stephann seinen Sohn
Ernst als Mitbesitzer des Gutes gerichtlich eintragen.
Fortan gab es eine alte Herrschaft (sie bewohnte das
Erdgeschoß des Schlosses) und eine junge Herrschaft (sie bewohnte den ersten Stock).
- Franz Stephann starb am 13. April 1887 und somit war Ernst Stephann
alleiniger Besitzer des Rittergutes.
- 1887
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- Ernst Stephann hatte keine starke Gesundheit.
Ein Nervenleiden verbitterte ihm sein Leben
und brachte seinen frühzeitigen Tod. Er starb am 13. Januar 1897.
- Seine Gemahlin Ilka geb. Freiin von Babarrzy,
ungarischer adeliger Herkunft übernahm das Gut.
Ihr unerschütterliches Vertrauen in Wirtschafts-
und Rechtsangelegenheiten besaß ihr Inspektor Herr Ernst Müller.
- 1913
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- Laut Testament seines Vaters Ernst Stephann trat
dessen einziger Sohn Andreas Christoph Horst Stephann
mit 25 Jahren im Jahre 1913 den Martinskirchener Besitz an.
- 1920
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- Der Wirtschaftsbetrieb lief zunächst in den bewährten
Bahnen unter Herrn Müllers Leitung weiter. Doch die erwartete
Trennung zwischen dem jungen Herrn und dem alten Inspektor kam.
Als dann der Alkoholteufel die guten charakterlichen und geistigen
Anlagen Stephanns sowie die besten Vorsätze und Pläne erst hemmte
und dann ausschaltete, da erfolgte auch der wirtschaftliche
Rückgang. Die leitenden Angestellten wechselten oft und waren
wohl auch nicht immer ehrlich und rechtschaffend.
Die Gutmütigkeit und eingetretene Willensschwäche Stephanns
wurde von gewissenlosen Leuten ausgenutzt.
- Am 2. Osterfeiertage, dem 5. April 1920 gegen 22.00 Uhr
endete das Leben des letzten Stephann durch einen
Unglücksfall im "Kaubes Teich" in der Nähe des Gasthauses.
- Aus der Zeit des Herrn Horst Stephann stammen folgende Bauten:
- das Inspektorhaus,
- das neue Gärtnerhaus mit dem darunterliegenden Gewächshaus,
- der große Gemüsegarten jenseits der Straße (dem Schloss
gegenüber, samt dem Gerätehaus),
- die Stellmacherei.
- Ein zweites Male wurde Frau Ilka Stephann Besitzerin des Gutes
und Herr Müller war der Leiter.
- 1921
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- Im Jahre 1921 erfolgte eine umwälzende wirtschaftliche Veränderung.
Das Rittergut Martinskirchen erhielt die zweite Tochter von
Ilka Stephann, Elfriede Brendel geb. Stephann. Der
Bewirtschafter und Verwalter des Stephannschen Erbes
war ihr Ehemann, der Hauptmann a. D. Ernst Brendel.
Am 13. März 1922 starb Frau Ilka Stephann.
- 1937
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- Herr Brendel war durch und durch Offizier. Er
verstand es nicht, sich die Zuneigung seiner
Leute und der Dorfbewohner zu erwerben. Das
Gut brachte und erhielt er in Schwung und
holte aus seinen Grundstücken und Ställen
die größtmöglichen Erträge heraus.
- Am 19. Juli 1937 war Frau Brendel gestorben
.
- Jetzt gehörte das Rittergut Martinskirchen der
Erbgemeinschaft: Hauptmann Brendel, einem Sohn
Wolfgang und den Töchtern (Ursula, Ilka und Asta Brendel).
- Als die Russen im April 1945 heranrückten, floh die Gutsherrschaft.
- 1945
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- Ab 1945 verschwand aus dem Schloss Martinskirchen nach
und nach die gesamte Inneneinrichtung.
- Ein Teil der wertvollen Schlossbibliothek ist in
gewissenloser Weise durch Kinder und Erwachsene verbrannt worden. Weitere Bestände verwüsteten die einquartierten Flüchtlingen im Schloss.
- Nach 1945 zog in das Schloss eine landwirtschaftliche
Berufschule mit Internat ein.
- Im südlichen Schlosshof entstanden Wirtschaftsgebäude
für eine Maschinen-Traktor-Station.
- 1948
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- Im Spätsommer 1948 holte die Behörden den Rest ab.
- Zuerst hatte die Stadt Mühlberg das Gut in Besitz,
es hieß "Stadtgut Mühlberg". Dann übernahm es der
Kreis Liebenwerda und endlich die Provinz. Links
neben dem Pferdetore hing an der Scheune ein weißes
Brett mit schwarzer Aufschrift:
- " Provinzialgut Martinskirchen steht unter dem Schutze der SMA"
(Sowjetische Militär Administration)
.
- Im Sommer 1948 verbreitete sich die Parole:
"Das Provinzialgut Martinskirchen wird
versiedelt". Die Werkswohnungen wurden
verlost. Es entstanden 56 Siedlerstellen
zu je 20 Morgen Feld und 4 Morgen Wiese.
Alle sind sie nicht in Martinskirchen,
auch in Stehla, Brottewitz, Langenrieth
und Saxdorf, denn auch in den Fluren dieser Dörfer
besaß das Rittergut Grundstücke.
- 1968
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- Die Kommune übernahm ab 1968 den westlichen Teil des
Schlosses. Dort zogen im Erdgeschoss eine Schwesternstation
und eine Gaststätte ein.
- 1985
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- Der Rat der Gemeinde übernahm 1985 die Trägerschaft
über das gesamte Schloss. Ab da wurden einige
Räume im östlichen Teil des Schlosses für eine
Poststelle und einen Friseur genutzt.
- ca. 1991 - 1997
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- In dieser Zeit wurden Restaurierungsarbeiten
am Schloss durch die Brandenburgische Schloesser GmbH durchgeführt.
- 1992
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- Im April 1992 übergab die Treuhand das Schloss in die
Hände der Gemeinde Martinskirchen.
( Auszüge aus der Chronik Martinskirchen )
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